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Stadtwald Velbert als Kohlenstoffsenke

Herleitung des CO2-Waldspeichers

Im Folgenden will ich der Frage nachgehen, welchen Beitrag der Velberter Wald zur Bindung von Kohlenstoff leistet.

Velbert hat im Vergleich zum Landesdurchschnitt (24,8%) einen ähnlichen Flächenanteil an Wald (24,1%), aber eine deutlich resilientere Artenzusammensetzung: Laubholz 77,2 % (NRW 32,8 %), Nadelholz 3,1 % (31,7 %), Laub-/Nadelholz 19,7 (35,5%). Der Anteil heimischer Laubhölzer beträgt 81%, eingemischter Nadelholzanteil unter 13%.

Von den 1.780 ha Wald werden ca. 700 ha von den TBV bewirtschaftet. Von den ca. 700 ha gehören ca. 613 ha der TBV und 67 ha dem VVV Langenberg sowie 5 ha dem VV Velbert. Von den 613 ha sind 77 ha sog. „Nichtholzboden“ (also insbesondere Waldwege, Lagerplätze usw.) und 13 ha nicht-forstliche Betriebsfläche. So verbleiben 523 ha wirtschaftlich genutzter Erholungswald.

Kohlenstoffspeicher (nur Stadtwald Velbert, nicht VVV Langenberg)

Aus einem Vortrag von Dr. Niesar (Zentrum für Wald und Holzwirtschaft, Team Wald- und Klimaschutz, Gummersbach) am 16.11.2022 in Velbert lässt sich folgende Grafik entnehmen:

Tabelle zur Herleitung des Näherungswertes des CO2-"Waldspeichers"
Abbildung: CO2-Speicher Stadtwald Velbert (523 ha TBV)

Hier findet man wieder die 523 ha Waldfläche (Summen, Fläche ha). Die Flächenanteile der verschiedenen Baumarten (aus dem Forsteinrichtungswerk FEW) ergeben die ha-Flächen je Baumart.
Der Gesamtvorrat (Stand 2012) beträgt 89.834 Vorratsfestmeter (mit Rinde).

Je Baumart gibt es eine unterschiedliche Holzdichte (kg/m³]. Der Gesamtvorrat je Baumart [Vfm m.R.] multipliziert mit der Holzdichte ergibt die Holzmasse (in kg, nicht dargestellt). Zusammen mit einem Faktor (EF) ergibt sich die Biomasse in Tonnen. Aus der Biomasse lässt sich der Kohlenstoffanteil in Tonnen Kohlenstoff für die Baumart berechnen. Aus den Molgewichten von Kohlenstoff und Sauerstoff ergibt sich dann die Angabe zum neutralisierten CO2 in Tonnen.

Im städtischen Wald sind in der oberirdischen, lebenden Biomasse demnach rd. 33.016 t Kohlenstoff gebunden, was 120.838 t CO2-Speicher entspricht. Interessant ist, dass im Totholz, in der Streu und insbesondere in der unterirdischen Biomasse – also im Waldboden – zusammen eine ähnliche Größenordnung (102.000 t) CO2 gespeichert ist.

Es wird geschätzt, dass die jährliche CO2-Minderung durch Aufbau von Biomasse, im TBV-Wald rd. 5.523 t CO2/a und für den Gesamtwald in Velbert 14.845 t CO2/a beträgt. Vergleicht man dies mit den Pro-Kopf-Emissionen z.B. im Verkehrsbereich (3,1 t CO2-Äqivalente pro Einwohner und Jahr) bedeutet dies, dass der TBV-Wald die mobilitätsbezogenen Emissionen von rd. 1.800 Velberter Bürgern kompensieren kann.

Geringe Holzvorräte

Die Vorratsbildung war gemäß obiger Grafik im Jahr 2012 gering: Bei 523 ha und 89.834 Vorratsfestmeter (mit Rinde) ergibt sich je ha nur ein Vorrat von 172 Vorratsfestmeter (m³/ha). Das ist nur rd. die Hälfte des durchschnittlichen Vorrats von 336 m³/ha in Deutschland 2012.

Der Landesbetrieb nennt als Hauptgrund für die niedrigen Vorräte im Stadtwald die ungünstige Altersstruktur (2012). Es gab nur wenige Bäume im Alter von 80 bis 140 Jahren, die normalerweise viel zum Gesamtvorrat beitragen. Ein „normaler Wert“, der mit den vorhandenen Waldbeständen erreicht werden kann, wäre ein Vorrat von 210 Efm /ha/a. Es würde ca. 40 Jahre dauern, bis dieser Vorrat aufgebaut würde. In neueren Zahlen der TBV („Unser Beitrag zum Klimaschutz“) wird der Gesamtvorrat des Stadtwaldes auf 106.000 m³ beziffert. Das wären dann rd. 203 Vorratsfestmeter (m³/ha).

Fazit: Der Stadtwald Velbert hat vergleichsweise geringe Holzvorräte. Es muss zu denken geben, wenn in einem Wald mit deutlich zu geringer Vorratsbildung aktuell massiv Vorräte entnommen werden.

Risiken

Unser Wald ist durch den menschengemachten Klimawandel seit mehreren Jahren Hitze- und Trockenstress ausgesetzt. Es ist nicht ausgemacht, dass der Wald seine positiven Ökosystemleistungen (CO2-Bindung, Kühlung usw.) im bisherigen Maße aufrechterhalten kann.

Durch Entnahme von Bäumen und Totholz kann das sog. Waldmikroklima gestört und die Austrocknung verstärkt werden. Der Holzzuwachs und damit die Kohlenstoffbindung kann dadurch beeinträchtigt werden.
Auf freigestellten Flächen, die von der Sonne stärker erwärmt werden, wird der Abbau von Bodenhumus angeregt und u.a. das extrem klimaschädliche Lachgas (N2O) emittiert. Auch die Schädigung des Waldbodens durch Befahren mit schweren Maschinen hat ähnliche Folgen.

Es bedarfs daher einer Änderung der bisherigen Art der Bewirtschaftung, die den Fokus auf den Erhalt der Ökosystemleistungen legt.

Forsteinrichtungswerk 2023 – 2033

Im Jahr 2023 soll das veraltete Planwerk fortgeschrieben werden. Dann werden wir mehr über die Entwicklung des Stadtwaldes im Zeitraum 2012-2022 erfahren, u.a. Angaben zur Holznutzung und zur Menge von sog. Totholz.
Fachleute empfehlen, dass der Totholzanteil wegen seiner dämpfenden Wirkung auf Hitze- und Trockenstress deutlich erhöht werden sollte. Außerdem ist (insbesondere dickes, stehendes) Totholz ein wichtiger Lebensraum für viele Arten und trägt somit zur Erhöhung der Biodiversität im Wald bei.

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