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Geländeneigung im Bebauungsplangebiet Große Feld

Geländeneigung im Bebauungsplangebiet Große Feld

Die Diskussion um das geplante Gewerbegebiet auf der „grünen Wiese“, also dem „Große Feld“ reißt nicht ab.
Am 08.07.2025 ist der Beschluss zum Bebauungsplan im Stadtrat erneut gescheitert. Gleichzeitig kündigen SPD und FDP an, dass sie dem Plan nach der Kommunalwahl ohne Änderungen zustimmen werden, falls die Bürgerschaft erneut „beteiligt“ (bzw. richtiger: „informiert“) wird.

Der SPD-Bürgermeisterkandidat will endlich auch die Befürworter beteiligen: „Man darf nicht nur den Gegnern freien Raum lassen.“ (Volker Münchow in der WAZ Velbert 02.08.2025) Ich denke, beteiligen bzw. informieren kann man nur, wenn die Probleme des Bebauungsplanes 761 Große Feld vollständig erfasst werden.

Die Bürgerinitiative Große Feld Velbert e.V. (deren 1. Vorsitzender ich geworden bin) freut sich auf die anstehende Diskussion. Im folgenden stelle ich einen ersten Fachbeitrag vor, der die Geländeneigungen untersucht.

Die SPD-Fraktion hat 2020 die Geländeneigung des Große Feld zum Thema gemacht.
Dazu hat sie das Geländemodell bemüht und mittels Schummerung folgende Karte auf ihre Webseite gestellt.

https://www.spd-velbert.de/wp-content/uploads/sites/73/2019/03/gel__ndekarte.png

Mittels Schummerung entsteht zwar ein erster räumlicher Eindruck der Geländebeschaffenheit, die Analyse der Geländeneigungen kann dies aber nicht ersetzen.
Der Geländeschnitt der SPD (rechts) verläuft wohl nicht zufällig durch die Bereiche mit der geringsten Geländeneigung.

Auf geodaten-velbert.de finden Sie Hinweise zu interessanten Geodaten in Velbert. Schauen wir es uns mal an.

Im dem BI-Flugblatt Faktenbasiert entscheiden: Geländeneigungen im Bebauungsplangebiet Große Feld finden Sie die Ergebnisse der Analyse kompakt zusammengefasst.

Dank der hervorragenden OpenData-Strategie in Nordrhein-Westfalen stehen fast alle öffentlichen Geodaten zur freien Verfügung. Das digitale Geländemodell mit 1m-Bodenauflösung (1 Pixel = 1 Quadratmeter) findet sich hier. Die Daten sind in Kacheln von 1×1 km aufgeteilt, für das Gebiet des Bebauungsplanes sind 4 Kacheln, also Rasterdateien, zu verarbeiten.

Wie man die Geländeneigung für ein Gewerbegebiet berechnet.

Als erstes laden wir die Rasterdaten des DGM1 für das Plangebiet herunter:

Als Software laden wir uns das freie Geoinformationssystem QGIS herunter und installieren es.
Dort finden wir die OSGeo4W-Shell mit der wir Geodaten im folgenden verarbeiten.

Die vier Rasterdateien fügen wir mit folgendem Befehl zu einer Datei zusammen:

gdal_merge -o dgm1.tif -n 0 dgm1_32_365_5689_1_nw_2020.tif dgm1_32_365_5690_1_nw_2020.tif dgm1_32_366_5689_1_nw_2020.tif dgm1_32_366_5690_1_nw_2020.tif

In einem ersten Schritt können wir uns die Höhenlinien in 1m-Höhenabstand berechnen:

gdal raster contour --interval 1 --elevation-name hoehe dgm1.tif contour.gpkg 

Als nächstes interessiert uns die Geländeneigung in Prozentwerten. Der Algorithmus Zevenbergen & Thorne wird für Gelände mit geringer Rauhigkeit empfohlen.

gdaldem slope -alg ZevenbergenThorne dgm1.tif neigung_prozent_zevenbergen.tif -p -of GTiff

Die Neigungskarte können wir nun 0% bis +20% (weiß nach dunkelrot) einfärben und erhalten schon eine deutlich aussagekräftigere Karte als die Schummerung der SPD.

Im Ergebnis haben wir eine Rasterdatei, die die prozentuale Geländeneigung von 0% (weiß) bis 20% und mehr (dunkelrot) darstellt:

Geländeneigung im Bebauungsplangebiet Große Feld
Klicken auf die Karte öffnet das Geoinformationssystem im Webbrowser zur Abfrage der Einzelparameter

Uns interessiert nur die Neigung (bzw. das Gefälle) in den Baugrenzen des Bebauungsplans.
Daher habe ich die PDF-Datei des Bebauungsplanes georeferenziert, also in die Karte eingepasst,
und die 26 Teilflächen des Plans in QGIS abgezeichnet (bzw. „digitalisiert“).

Für jede der 26 Teilflächen lässt sich nun in QGIS ermitteln

  • die mittlere Neigung über alle Pixel (= Quadratmeter) der Teilflächen
  • minimale und maximale Höhe je Teilfläche, sowie Länge der Linie zwischen min und max
  • Flächenanteile der Flächen mit 0-5%, 5-10%, 10-15% und größer 20 %.

Dies erlaubt eine viel bessere quantitative Analyse der Geländeneigungen in den Baugrenzen des Planes:
Geländeneigungen von mehr als 10% werden in Standortsuchen für Gewerbeflächen regelmäßig als Beleg für eine geringe Attraktivität angesehen.

Zonenstatistik der mittleren Neigung für 26 Teilflächen

Die Auswertung der mittleren, prozentualen Geländeneigung für die 26 Teilflächen erfolgt in QGIS mit dem Werkzeug „Rasteranalyse – Zonenstatistik“. Hier können der Vektorlayer mit den Flächen, der Rasterlayer mit prozentualen Geländeneigungen und die zu berechnenden Parameter (Minimum, Maximum, Mittel, Anzahl) ausgewählt werden. Sekunden später hat man zu jeder Fläche die erforderlichen Informationen.

Sinnvoll ist es auch, die Geländeneigungen in Klassen von 5%-Schritten aufzuteilen und zu ermitteln, welcher Flächenanteil der Gewerbeteilfläche mehr als 10% oder mehr als 15% Gefälle aufweist.

Die Analyse der Teilflächen zeigt:

  • 13 Flächen, also die Hälfte aller Teilflächen, hat eine mittlere Geländeneigung > 10 %.
  • 9 Flächen (rd. ein Viertel der gesamten Fläche) weist mittlere Geländeneigungen > 12 % auf.
  • Diese Flächen haben auf mehr als 80% ihrer Fläche Neigungen größer 10%.

Die Planer waren wohl angetrieben, möglichst viel Gewerbefläche zu erschließen, egal welche Einschränkungen diese hinsichtlich Geländeneigung und damit Erschließungs- und Baukosten auf­wei­sen.

Insbesondere die östlich gelegenen, von der Planstraße D erreich­baren Gewerbeflächen sind wenig attraktiv. Das wiegt umso schwerer, da für diese Flächen ein erheblicher abwassertechnischer Erschließungsaufwand betrieben wird. Ein zusätzliches Regenklärbecken (RKB), Regenrückhaltebecken (RRB) und Pumpwerk (PW) sollen mit Millionenaufwand errichtet und dauerhaft betrieben werden, um diese Flächen zu erschließen. Bezahlt hauptsächlich von Unternehmen und anderen Gebührenzahlern, die mit diesem Gewerbegebiet überhaupt nichts zu tun haben.

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