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Gaza – Zerstörte Bauwerke (UNOSAT)

Im WDR 5-Radioprogramm hat der Moderator vor einigen Monaten die Größe des Gaza-Streifens mit der des Ruhrgebietes verglichen. Der Gaza-Streifen hat eine Flächen von rd. 360 km², das entspricht eher der Flächensumme der beiden Städte Essen (210 km²) und Bochum (145,6 km²). Das Ruhrgebiet ist mehr als 12 mal größer.

Karte von Essen und Bochum
Essen (210 km²) und Bochum (145,6 km²)

Im Gazastreifen lebten (2023) rd. 2,1 Mio., in Essen und Bochum zusammen rd. 953.000 Menschen.
Die Bevölkerungsdichte im Gazastreifen ist also mehr als doppelt so hoch, wie in diesen Kernstädten des Ruhrgebietes.


Da kann man sich ausdenken was Bombardierung und Beschuss für Folgen haben.

Karte des Gazastreifens
Gaza-Streifen (kommunale Verwaltungsgrenzen,
rd. 360 km²)

Bereits Mitte März 2024 hieß es, „in vier Monaten sind mehr Kinder im Gazastreifen getötet worden als innerhalb von vier Jahren in allen Konflikten weltweit.“ (UNRWA-Chef Philippe Lazzarini) Zur Situation in Oktober 2024 siehe UNRWA-Chef Philippe Lazzarini über die Lage in Gaza & Israel | BPK 16. Oktober 2024

Diese Gedanken kamen mir, als ich letzte Woche auf die Geodaten des Satellitenzentrums der Vereinten Nationen aufmerksam wurde. UNOSAT hat auf Basis eines Vergleiches verschiedener Satellitenbildaufnahmen die fortschreitende Zerstörung baulicher Strukturen im Gazastreifen dokumentiert.

„Laut der Analyse von Satellitenbildern hat UNOSAT 52.564 zerstörte Bauwerke, 18.913 schwer beschädigte Bauwerke, 56.710 mäßig beschädigte Bauwerke und 35.591 möglicherweise beschädigte Bauwerke identifiziert. Insgesamt entspricht dies 163.778 Bauwerke. Dies entspricht etwa 66% aller Bauwerke im Gazastreifen und insgesamt geschätzt 227.591 beschädigten Wohneinheiten.“ (Quelle: https://unosat.org/products/3984, eigene Übersetzung) Die Ergebnisse von Anfang September sind bereits überholt. Inzwischen wird von rd. 80% zerstörter Bauwerke ausgegangen.

Ich habe die von UNOSAT bereitgestellten Geodaten in eine eigene Karte integriert:
https://mapstore.geodaten-velbert.de/#/viewer/3486

Eine weitergehende raumbezogene Analyse der Zerstörung von landwirtschaftlichen Flächen, Wasserversorgung, medizinischer und ziviler Infrastruktur sowie Angriffe auf Hilfslieferungen dokumentiert forensic-architecture.org in ihrem Bericht: Eine Kartographie des Völkermords: Militärisches Vorgehen Israels im Gazastreifen seit Oktober 2023

Für alle, die an den historischen und politischen Hintergründen des aktuellen Krieges interessiert sind, empfehle ich das aktuelle Buch des Nahost-Experten Dr. Michael Lüders: Krieg ohne Ende? (10/2024)

UPDATE 21.12.2024: Die Analyse von UNOSAT wurde am 13.12.2024 aktualisiert.
„Die Gouvernements von Nord-Gaza und Rafah haben die höchste Zunahme an Schäden gemessen gegenüber der Analyse vom 6. September 2024 erfahren. Hierbei wurden etwa 3.138 neue Gebäude in Nord-Gaza und etwa 3.054 in Rafah beschädigt.“ (eigene Übersetzung)

Der israelische Historiker Dr. Lee Mordechai von der Jerusalemer Hebrew University hat ein umfassendes Dokument erstellt, in dem er Kriegsverbrechen Israels im Gazastreifen nach dem 7. Oktober akribisch auflistet und minutiös beurkundet.